Vor Beginn der Reise hatte ich einen großen Respekt vor dieser Tour mit dem Fahrrad durch Südamerika. Sicher nicht zu Unrecht, denn die steilen Berge in Peru, die Minusgrade in den bolivianischen Anden, Durchfall, verschüttete Straßen und einiges mehr wurden zu Herausforderungen.
Diese waren aber immer schnell vergessen. Die Anstiege wurden meist mit unglaublichen Ausblicken und fantastischen Abfahrten belohnt. Nach eiskalten Nächten (ca. minus 10 Grad) in den bolivianischen Anden schien jeden Morgen die Sonne, das Wasser taute wieder auf und die Lamas zogen weiter. Und wenn ich medizinische Hilfe brauchte, fand sich immer ein Arzt oder eine Ärztin.
Meine Route führte bisher durch Ecuador, Peru, Bolivien, Argentinien, Paraguay, Brasilien und Uruguay. Gestartet bin ich zusammen mit einem Radler aus Österreich. Später bin ich alleine weiter gefahren und dadurch sprachen mich auf einmal Frauen an; z.B. erzählte mir eine Obsthändlerin von ihrem Backpacking in Frankreich, eine fahrradfahrende Studentin hielt mich auf der Straße an, fragte mich aus und erzählte aus ihrem Leben. Ofelia, die Lehrerin eines kleinen Ortes, die ich nach einem Comedor (einfaches Restaurant) fragte, lud mich spontan zu sich zum Essen ein und wir verbrachten einen gemeinsamen Nachmittag auf ihrer schattigen Terrasse.
Die touristischen Highlights wie Machu Picchu, der Titicacasee und die Iguazu-Wasserfälle haben mich sehr beeindruckt. Aber die kleinen und großen Entdeckungen am Rande der Straßen und Wege machen die Tage besonders: Eine durch die dürre Landschaft ziehende Lamaherde, eine Wasserschildkröte, die sich am Rande eines Tümpels sonnt, Kaimane, die neben und unter einer Straßenbrücke faulenzen, wilde Orchideen und dazu ein Kolibri, uralte riesige Bäume, der im Sonnenaufgang aufsteigende Nebel über den Regenwald …
Ich sitze jetzt gerade mit Mel, einem Radfahrer aus England, den ich vor einem Monat getroffen habe, in einem Bus von Buenos Aires nach Córdoba. Diese 700 km lange Strecke besteht überwiegend aus einer stark befahrenen Autobahn (hier dürften wir auf dem Seitenstreifen mit dem Fahrrad fahren) und eintöniger Landschaft. Daher überbrücken wir diese Strecke mit dem Bus. Von Córdoba aus werden wir dann mit unseren Fahrrädern weiter nach Mendoza und über die Anden nach Santiago de Chile fahren. Von dort aus geht es Richtung Süden nach Patagonien.
Auch aus der Ferne verfolge ich die Aktionen von Buchholz fährt Rad. Bei vielen wäre ich gerne dabei gewesen. Nächstes Jahr ab April dann wieder!
Hinweis: Wer Sabine auf ihrer Reise durch Südamerika folgen möchte, kann das bei Instagram unter @bicibudgie tun. Dort postet sie regelmäßig beeindruckende Fotos ihrer Radreise.