Oops!.. I did it again – 500 km Ultraabenteuer 2.0
Fast genau vor einem Jahr bin ich in mein erstes Ultraabenteuer gestartet und habe die 500 Kilometer Marke in einem Ritt auf den Brocken und zurück durchbrochen. Dieses Jahr wollte ich es zusätzlich unter 24 Stunden schaffen. Außerdem wollte ich die Fehler aus dem letzten Jahr vermeiden, insbesondere was das Fueling und Pacing angeht.
Vorbereitung und Equipment:
Eine größere Satteltasche ist dazugekommen mit Platz für Regenhose und Jacke. Es gab eine frische Kette, Kettenblatt und Batterie für den Powermeter. Etwas mehr Zeit ist dieses Mal in die Routenplanung geflossen, mit Roadbook für Pausenspots und Zwischenzielen, um immer zu sehen, wie ich in der Zeit liege.
Fuelingstrategie:
Weniger Riegel als letztes Jahr, dazu wieder 700 ml selbstgemischtes Powergel aus Maltodextrin, Traubensaft, Honig und Salz.
Start und Nachtfahrt:
Die Wetterlage am Donnerstagabend war durchwachsen. Es kamen einige Schauer und Gewitter auf uns zu. Die Startzeit hatte sich dadurch von 17:00 auf 17:36 Uhr verschoben. Ich hätte noch die nächste Front abwarten können, wäre dann aber erst um 20 Uhr losgekommen, also Augen zu und durch.
Der Start verlief dann trockener als erwartet. Ich hab genau eine Lücke in der großen Front erwischt und musste dann nur noch ab und an etwas Zug rausnehmen, um die nachfolgenden Regenwolken vor mir passieren zu lassen. Es gab viel Spritzwasser von unten, aber nicht nennenswert was von oben. Dazu angenehme 19 Grad, die durch die dicke Wolkendecke auch in der Nacht stabil blieben.
Erste Pause nach 100 Kilometern in Celle beim Restaurant mit dem goldenem M. Danach rein in die Nacht.
Im letzten Jahr bin ich nachts bis Braunschweig gesprintet. Dort hatte es mir hart den Stecker gezogen. Dieses Jahr ging es deshalb entspannt über kleinere Wege Richtung Salzgitter. Bloß nicht wieder Overpacen, Burger verdauen, die Ruhe genießen. Zuerst dachte ich, es sei die Skyline von Salzgitter, aber nein, es tanzten tatsächlich Polarlichter um mich herum. Das hat mir die Nacht versüßt bis zum nächsten Zwischenziel: Bad Harzburg.
Es rollte wirklich gut bislang, ich hatte etwas Rückenwind und konnte mich fast zurück zum ursprünglichen Zeitplan kämpfen. Leider verpasste ich die Tankstelle, musste zwei Kilometer zurück – der Vorsprung war dahin.


Aufstieg zum Brocken:
Im ersten Morgengrauen bei leichtem Regen ging es hoch bis Torfhaus. Dann weiter auf Schotter und Plattenwegen den Brocken hoch. Wunderschöne Morgenstimmung. Es waren viele Tiere unterwegs: Kröten, Marder, Fuchs und Dachs, dazu ein beinahe Wildunfall mit einem Reh. Kurz vorm Gipfel sprang etwas Größeres katzenartig ins Gebüsch, war das ein Luchs?
Mit Druck auf dem Pedal ging es die letzten Kilometer hoch. Ankunft nach 10 Stunden, 2 Minuten und 41 Sekunden (im letzten Jahr waren es über elf Stunden).


04:45 Uhr: Noch 15 Minuten bis zum Sonnenaufgang, von dem dank Nebel wenig zu sehen war. Windig und kalt war es, aber ein tolles Gefühl, am ersten Ziel angekommen zu sein. Eine erste Kutsche Wanderer war auch schon oben, ich war nicht alleine.
Gefühlt war der Anstieg viel entspannter als damals. Ich weiß noch, wie ich im letzten Jahr gekämpft hatte. Vermute es lag, neben der besseren körperlichen Konstitution, auch an der Streckenwahl über Torfhaus. Der Anstieg damals über Schierke zog sich zäh, mit dem Brocken ständig vor Augen.
Das Pacing und Fueling ist viel besser aufgegangen. Durch die schonende Nachtfahrt hatte ich genug Körner, um den Brocken im Sturm zu nehmen.


Rückfahrt – Kampf gegen den Wind:
Zurück ging es fix nach unten bis Wernigerode. Nun wurde es arg beschwerlich. Es ging über viele Wellen, keine Bäume, dafür kräftiger Gegenwind. Der Vorsprung war schnell verpufft und der Zeitplan gefährdet.
Gegen 10 Uhr zog eine große Regenfront durch. Nach zwei Stunden Regen bei offenem Gegenwind brauchte ich dringend eine kurze Pause.
Regenzeug ausziehen, kurzer Powernap, alles einpacken und schwupp sind 30 Minuten vergangen. Ab jetzt ist nur noch ein kurzer Wasserstopp drin, ansonsten ist die Pausenzeit aufgebraucht.
Es erforderte nun einen 22er Schnitt für die restlichen 125 Kilometer. Erst in der Südheide wurde es waldiger. Der Gegenwind war besser zu ertragen und ich konnte wieder einen Zahn zulegen. Das Knie zwickte, die Schulter muckte, ansonsten lief es rund bis nach Hause. Die Route für den Abschluss hatte noch ein paar zusätzliche Höhenmeter im Gepäck, aber auch die konnten mich nicht mehr aufhalten: Ankunft um 17:18 Uhr nach 23 Stunden und 42 Minuten. Mission completed!
Glücklich und geschafft lag ich um 20 Uhr im Bett und hab mal locker 12 Stunden durchgeratzt.