Verkehrswendestadt Wolfsburg

Wenn Aktivist Tobi Rosswog nach Buchholz kommt, ist das ein Garant für eine volle Hütte. Bei seinem letzten Besuch im Rahmen des Forums Freie Lastenräder im Februar 2023 waren über 70 Gäste anwesend. Auch gestern Abend war mit rund 60 Gästen der Musikraum der Heideschule gut gefüllt. Kein Wunder, denn es war wieder ordentlich Musik im Thema. Gezeigt wurde der Film „Verkehrswendestadt Wolfsburg – den automobilen Konsens aufbrechen“, der die zweijährige Kampagne „VW steht nicht mehr für Volkswagen, sondern für Verkehrswende“ dokumentiert. Im Anschluss gab es die Möglichkeit, mit Tobi über die Wirksamkeit der Kampagne und die Konversion der Automobilindustrie zu diskutieren. Daran nahmen auch einige Schüler:innen des Gymnasiums am Kattenberge mit ihren Erdkundelehrer:innen teil. Das hat uns sehr gefreut.

Zur Kampagne:

„In zwei Jahren wird die erste Straßenbahn vom Band laufen“. Das war die Ansage für die zweijährige Kampagne „VW steht nicht mehr für Volkswagen, sondern für VerkehrsWende“.

Im August 2022 ging eine Handvoll kreativer Aktivist:innen für zwei Jahre in die „Höhle des Löwen“ nach Wolfsburg, ins Herz der Automobilindustrie. Ihr Ziel: Den automobilen Konsens aufbrechen – durch kreative Kampagnen und bunte Aktionen gemeinsam mit kämpferischen Arbeiter:innen ein Möglichkeitsfenster öffnen.

Die Krise der Automobil- und Zulieferindustrie ist da. Weit über 50.000 Stellen wurden in den letzten fünf Jahren verlagert oder vernichtet. Ganz aktuell hat VW angekündigt, in Deutschland mehrere tausend Stellen streichen und drei Werke schließen zu wollen. Zudem wurde die Beschäftigungsgarantie aufgekündigt. Aber die Profite der Eigentümer wie Wolfgang Porsche oder dem Emirat Katar sprudeln dabei weiter.

Aktivist Tobi Rosswog (Foto: Daniel Pilar)

„Deswegen brauchen wir Konversion, d.h. den Umbau der Produktion auf Dinge, die wir wirklich brauchen, und Vergesellschaftung, also die Fabrik denen, die darin arbeiten“, fordert Aktivist Tobi Rosswog zusammen mit anderen Aktivist:innen und Arbeiter:innen.

„Dass die Aktionen Wirkung zeigen, wird in weit über 100 lokalen, bundesweiten und internationalen Presseberichten deutlich, und auch an der Repression seitens des Staates und Kapitals. Je eine Hausdurchsuchung zu Beginn und zum Ende der Kampagne, unzählige Prozesse und ein Kooperationsverbot aller städtischen Einrichtungen durch den CDU-Oberbürgermeister geben einen ersten Eindruck. Hier wurde ein Nerv getroffen“, ist sich Tobi Rosswog sicher.

Im Film kommt auch der VW-Betriebsrat Lars Hirsekorn zu Wort. „Hirse“ war erst im August mit dem Lastenrad im Rahmen der Konversionstour nach Buchholz geradelt, um uns von der Konversion eines Automobilzulieferbetriebs in der Nähe von Florenz zu berichten (siehe Bericht). Dort besetzen Arbeiter:innen ein Werk, dass in Zukunft in Eigenregie der Arbeiter:innen Solarpanele oder Lastenräder produzieren soll.

„Es braucht nicht viele, um etwas zu bewegen“, so die Überzeugung von Tobi Rosswog, „Es geht vielmehr darum, die soziale und ökologische Frage zusammen zu denken und danach zu handeln“.

Vorankündigung in der Landeszeitung für die Nordheide vom 19.11.2024

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